Unser Körper braucht ausreichend Entspannung - als Ausgleich für die zunehmende Hektik im Alltag, um innere Ruhe zu finden. Entspannungsverfahren sind zur Verringerung körperlicher und geistiger Anspannung oder Erregung geeignet und werden zur Behandlung in der Psychotherapie genutzt. In einem persönlichen Gespräch kann das für sie passende Verfahren ermittelt werden.
Ziel aller Verfahren ist die Entspannungsreaktion.
Auf der körperlichen Ebene wird der Muskeltonus verringert, die Reflextätigkeit vermindert, die peripheren Gefäße erweitert, die Herzfrequenz verlangsamt, der arterielle Blutdruck gesenkt, der Sauerstoffverbrauch reduziert, die Hautleitfähigkeit verringert und zentralnervös die hirnelektrische Aktivität verändert. Auf der psychologischen Ebene werden Gelassenheit, Zufriedenheit und Wohlbefinden erlebt und die Konzentrations- und Differenzierungsfähigkeit der körperlichen Wahrnehmung ist verbessert.
Alle Entspannungsverfahren zielen durch häufiges Wiederholen der Reaktion auf eine Stabilisierung im Zentralnervensystem ab. Je länger eine Technik geübt wird, desto schneller und leichter kann sie auf Grund von Konditionierungsprozessen im Alltag aktiviert werden. Eine kurze Selbstinstruktion oder eine kleine bewusste körperliche Veränderung können dann, selbst in Stresssituationen, schnell beruhigend wirken.
Das Autogene Training und die Progressive Muskelentspannung sind die beiden klinisch bedeutsamsten Entspannungsverfahren und sind relativ leicht zu erlernen. Eine fachkundige Anleitung wird jedoch empfohlen. Vielfältige Meditationsmethoden und Yoga sind fernöstliche Praktiken, die auf Grund ihrer entspannenden Wirkung praktiziert und auch in die klinische Praxis integriert werden, Fantasiereisen, Imaginationen oder Visualisierungen dienen einer Vertiefung.
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Wirkungen
Während der Übung eines Entspannungsverfahrens können aktuelle Spannungszustände oft schnell
gelöst und chronische Spannungszustände reduziert
werden. Nach einigen Wochen regelmäßiger Übung wird der entspannende und beruhigende Effekt im Alltag spürbar, als eine bessere Fähigkeit der Selbstregu-lation, indem der geübte Entspannungszustand willentlich hergestellt werden kann. Entspannungs-
verfahren sind grundlegende Elemente des Stressmanagements.
Auf Grund der unspezifischen Wirkung der Entspannungsverfahren ist das therapeutische Anwendungsspektrum sehr breit und sie sind in der Behandlung von zahlreichen psychischen und körperlichen Störungen und Krankheiten, oft als Zusatzmaßnahme, indiziert.
Zu den psychischen Störungen, bei denen Entspannungsverfahren eingesetzt werden, gehören stressbedingte Störungsformen, Angststörungen, Belastungs- und Anpassungsstörungen, leichte bis mittelgradige depressive Störungen, Sprechstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrome, und Störungen infolge von Substanzmissbrauch. Körperliche Erkrankungen, bei denen eine Wirksamkeit der Verfahren nachgewiesen werden konnte, sind Bluthochdruck, koronare Herzerkrankungen, periphere Durchblutungsstörungen, Asthma bronchiale, gastrointestinale Störungen, Kopfschmerzen vom Migräne- und Spannungstyp, akute und chronische Schmerzen, Schlafstörungen sowie sexuelle Funktionsstörungen. Entspannungsverfahren finden in der Psychotherapie und in der psychosomatischen Medizin, sowohl in tiefenpsychologisch als auch in verhaltenstherapeutisch orientierten Psychotherapieverfahren Anwendung.
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